Die Geschichte von Rückholz

Es ist nicht bekannt, wann erstmals Menschen ihren Fuß auf den jungfräulichen Boden des Füssener Beckens, und erst recht nicht, wann sie ihn auf den von Rückholz gesetzt haben. Fest steht aber, dass ein wichtiger völkerverbindender Weg von Norden her über Füssen und von Westen her über Pfronten zum Fern- und von dort über den Reschenpaß nach Italien geführt hat.

 

Schon Jahrtausende v. Chr. Haben ihn die Händler begangen und die Produkte des Nordens, vor allem den Bernstein, nach dem Süden und vom Süden seine spezifischen Erzeugnisse nach dem Norden gebracht. Daneben haben die grünen Felder und Fluren, die wildreichen Wälder und Berge und die fischreichen Seen und Bäche schon früh wandernde Hirten mit ihren Herden und Fischer und Jäger in das Füssener Land gelockt.

 

Das Gebiet von Rückholz war zur Zeit der Landnahme durch die Alemannen noch ein großes Waldgebiet, durchzogen von Morasten und sümpfen, und wiederstand lange der Besiedlung. Fast alle Orte sind erst in den beiden großen Rodungsperioden errichtet worden. Nur wenige entstanden noch gegen Ende der ersten Rodungszeit, die meisten erst in der Zweiten. Urkundlich erwähnt wird nach heutigem Stand der heimatgeschichtlichen Forschung kein einziger Ort vor 1300. Die Besiedlung erfolgte fast durchwegs nicht in geschlossenen Dörfern, sondern in Einzelhöfen.

 

In der ersten großen Rodungszeit von etwa 650 bis gegen 900 wählte man zur Bildung von Ortsnamen mit Vorliebe das Grundwort -ried, das darauf hinweist, dass der Ort aus dem Wald errodet wurde. Dieses Grundwort trägt in Rückholz nur der Ort Treffisried. Der erste Teil des Namens, das Bestimmungswort, gibt den Namen des Gründers dieser Siedlung an. Treffisried ist also die Rodungssiedlung des Treffo oder Treffilo. Urkundlich erwähnt wied der Ort 1475 als Trffisried und dann wieder 1511 als Träffesried und Träffensried und 1512 als Träfflisried. Der ersten Rodungszeit gehört auch die Siedlung Holzleuten an. Das Grundwort –leuten hat kaum etwas mit dem mhd. lite=Leite zu tun. Der Name hat vielmehr den Sinn „bei den Leten im Holz“=Wald. Dafür sprechen auch die ältesten urkundlichen Belege von 1386, 1397 und 1462 „zu den Holzlüten“. Es handelt sich also hier um eine Siedlung im Wald und sie mag im 9. Jahrhundert errichtet worden sein.

 

Neben den ried-Orten wurden schon in dieser Zeit einige weitere Orte dem Wald abgerungen, deren Namen der Gestaltung des Bodens am Sielungsort entnommen ist. Sie sind gebildet mit den Grundwörtern –berg, -bichl, -bach, -egg, -holz, -leite, -moos usw. Aber nur, soweit die mit diesen Grundwörtern gebildeten Orte in besonders günstiger Lage sind, gehören sie der ersten Rodungszeit an. Was weniger günstig liegt, ist in der zweiten Rodungszeit entstanden. Wie weit nun die Orte in Rückholz mit diesen Grundwörtern der ersten Rodungsperiode angehören, ist schwer zu sagen. Man darf wohl dazu rechnen eiterberg und Falkenberg, Holz, Lerchegg und Seeleuten. Auch die Orte mit dem Grundwort –hof sind zum Teil schon zwischen 800 und 900 entstanden. Dieses führte in Rückholz nur der Ort Oberhof, das heutige Oberprost. Es könnte in dieser Zeit entstanden sein; mehr Wahrscheinlichkeit spricht jedoch für die zweite Rodungsperiode. Weiter könnte in dieser Zeit noch erbaut sein der Ort Otten, so benannt nach dem Gründer, dem Alemannen Odo oder Otto, und mit dem Sinn „bei den Angehörigen des Odo oder Otto“ also „bei den Otten“.

 

Alle übrigen Rückholzer Orte müssen der zweiten großen Rodungsperiode zwischen 1000 und1300 zugewiesen werden. Diese Siedlungszeit bevorzugte zunächst das Grundwort –reutte und –schwenden. Den Ortsnamen Reutte hatte nur ein Ort und dieser ist noch Ende des 15. Jahrhunderts abgegangen. Das Grundwort –schwenden kommt in den Ortsnamen Batzengschenden und Batzengschwenden unter der Halden vor. Der Ortsnamen sagt uns, dass die beiden Siedlungen von einem Alemannen namens Bezzo durch Schwindenmachen des Holzes aus dem Walde errodet sind. Weiter kommen di der zweiten großen Rodungszeit alle Grundwörter der Lagebezeichnung vor, wie sie bereits oben angegeben wurden.

 

Einige Ortsnamen von Rückholz tauchen erst spät auf, so Fischhaus; doch wird diese scho 1474 erwähnt mit der Bezeichnung das Häuslein vor dem Schloß im Kessacher Weiher. Auch Unterprost erscheint erst im 17. Jahrhundert für einen längst schon bestehenden Hof, der bisher zu Oberprost gerechnet wurde. Nur Mittelprost und Stelle sind Neubildungen des 20. Jahrhunderts.

 

Zwei Rückholzer Orte sind im 15. Jahrhundert abgegangen: die Siedlung Reutte 1465 erwähnt unter der Bezeichnung „in der rütin“ und Stockach ebenfalls 1456 und1465 schon erwähnt. Beide lagen in der Gegend zischen Trollen und Holzleuten und wurden 1465 von Ritter Hans vom Stain zur Ausstattung der ewigen Messe in Rückholz bestimmt.

 

Mehrere Orte haben ihren Namen wesentlich geändert. Aus Batzengschwenden unter der Halden wurde um 1550 „zum Guggemos“, das heutige Guggemosen. Die Gleichartigkeit des Namens mit dem danebenliegenden Betzengschwenden führte wohl zu Verwechslungen. Da im Laufe der Zeit die beiden dort befindlichen Höfe und die Söld in den Besitz einer Familie Guggemos gelang, benannte man den Ort nach dieser . Verschwunden ist auch der Ortsnamen Falkensberg, einstmals der Name einer stolzen Burg auf beherrschender Höhe, die seit Jahrhunderten zerfallen ist.

 

Bestehen gebliegen ist der Schloßbauhof. Aber er führt nicht mehr den alten Namen Falkensberg, sondern den farblosen Namen Schloßhof.

 

Wiederholt seinen Namen geändert hat der Ort Holle. Ursprünglich hieß er Vorderschönenwald, wie das Scharwerkbüchlein von 1687 meldet. 1465 führte er den Namen „zum Glaser“. Aber schon bald danach taucht der Name Hollen auf, sich der Familienname einer Familie Holl, die damals dort saß.

 

Höhen hieß zunächst Oberlerchegg. Das schon erwähnte Scharwerkbüchlein bemerkt, dass der Ort ursprünglich „auf der Hofstatt“ benannt wurde. Dieser Namen erscheint auch noch 1454, doch nur als Bezeichnung für einen Hof und damals gab es daneben dort noch den „Wylerhof“. Von 1547 an verdrängt der Name „auf der Höhen“ allmählich den Namen Oberlerchegg.

 

Prost trug bis Mitte des 16. Jahrhunderts den Namen Oberhof; 1591 taucht für ihn der Name auf „zu den Brosten“ und 1566 „zum Prost“. Auf dem Oberhof wird bereits 1488 ein Peter Lächler als Propst erwähnt und auch in der Folgezeit scheinen dort wiederholt Klosterpröpste gewohnt zu haben. Von ihnen erhielt der Hof dann den Namen Prost = Prospst. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erschien der Name Oberprost, obwohl damals noch kein Ortsname Unterprost bestand; dieser taucht erst im 17. Jahrhundert auf.

 

Auch der Name Rückholz ist eine spätere Bildung. Der Ort führte ursprünglich den Namen Rigk. Der Name Rickholz taucht erst 1543 auf und setzt sich von jetzt an durch. Die Schreibweise „Rückholz“ kommt erst im 19. Jahrhundert auf.

 

Wiederholt den Namen geändert hat auch der Ort Schwalten. ER führte 1316 den Namen „ze dem Môzen“, 1398 ²zem maisers“, 1450 „maser“ und „maserlos“, 1588 Mosermühle am Goldhaser Weiher, 1610 Falkensberger Mühle und erst in der Folgezeit kam der Name Schwaltenmühle und Schwalten auf.

 

Die Rückholzer Ortsnamen und ihr Sinn

Die Ortsnamen sind neben den Flurnamen das Einzige, was uns einen Einblick gibt in das Leben und Treiben, die Kultur und Sprache unserer Vorfahren. Dies gilt besonders für Rückholz, wo schriftliche Unterlagen aus der Zeit vor 1450 fast gänzlich fehlen oder nicht bekannt sind. Es muss daher an dieser Stelle noch näher auf sie eingegangen werden. Dabei sollen auch die ältesten Schreibweisen angeführt werden und die Zeit in der der Ort erstmals urkundlich genannt wird, sowie der Sinn des Namens. Die Aufzählung der Orte erfolgt in alphabetischer Reihenfolge.

 

Batzengeschenden: Urkundlich erwähnt 1455, 1458, 1475 Batzenschwendin, 1483 Batzegschwend, entstanden bald nach 1000 als Siedlung des Bezzo durch Schwindenmachen des Holzes durch abschälen der Rinde.

 

Eiterberg: 1397 Aytterberg, 1475 Aytergerg, 1483 Otterberg. Der Name leitet sich ab vom ahd. Eitar = Giftpflanze, Eiternessel. Sinn: Siedlung am mit Giftpflanzen bewachsenen Berg.

 

Falkensberg: 1424, 1434, 1470 Walkensperg; 1429, 1512 Falkensperg. Als Ortsname wohl erst in Gebrauch gekommen mit der Erbauung des Schlosses um 1400. Wenn auch die alte Schreibweise Walkensperg dagegen spricht, so muss man doch wohl annehmen, dass der Name mit „Falke“ zusammenhängt, ein für Burgen im Mittelalter gern gewähltes Bestimmungswort. Sinn: Burg auf dem Berg, um den Falken kreisen.

 

Fischhaus: Entstanden mit der Errichtung der Fischzucht im Kessacher Weiher, wohl zunächst Wohnung des Fischmeisters.

 

Goldhasen: 1442, 1429 Goldhasen. Sinn des Namens vorerst noch unklar; das G.W. Wold weist auf die Fruchtbarkeit des Bodens hin. Entstanden ist der Ort wohl schon zu Beginn des 11. Jahrhunderts.

 

Glaser: 1458 zum Glaser. Der Name ist wohl der Familienname eines Hofinhabers. Der Ort trägt heute den Namen Hollen.

 

Guggemosen: Bis Mitte des 16. Jahrhunderts Batzengschwenden unter der Halden genannt, 1455 erstmals urkundlich erwähnt. Der heutige Ortsname ist der Familienname einer bereits 1455 dort wohnenden Familie Guggemos, die kurz vor 1600 dort ausgestorben ist.

 

Hack: Gehört nicht zur Gemeinde, wohl aber zur Pfarrei Rückholz und muss daher hier mit erwähnt werden. Es hat wiederholt seinen Namen geändert. Es ist gegründet von dem Alemannen Enzmann (Enzo); sein Hof hieß zunächst nach ihm Enzmannshof. Nach seiner Teilung im 13. Jahrhundert wurden die 2 Höfe genannt die „Enzmannshöf“, nach Wegfall des GW. „hof“ ab 1414 „zu dem Enzmann“ und Enzmanns“. Daneben ab 1470 „Enzmoß“, ab 1547 kam der Ortsname Hack, Hag auf, zunächst wohl aus Haus-Name für den Hof, auf dem von ca. 1400 – 1650 eine Familie Habich, auch Hack genannt, saß. Er entwickelte sich allmählich zum Ortsnamen.

 

Hirschbichl: 1441 hirßbückel, 1459 hirsbückeln. Gegründet wohl erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts; 1465 nur ein Gut, das 2. Wird 1513 errichtet. Den Namen verdankt der Ort den Hirschen, die in den Wäldern am Bichl sich in größerer Zahl aufhielten.

 

Höhen: Zählt zunächst zu Lerchegg und wurde vielfach als Oberlerchegg bezeichnet. 1547 erstmals „uf der hechen“, 1629 auf der Höhe. Diese Bezeichnung verdrängt allmählich den Namen Oberlerchegg.

 

Hollen: Bereits oben wurde aufgeführt, dass der Ort zunächst Vorderschönewald hieß, dafür Mitte des 15. Jahrhunderts die Bezeichnung „zum Glaser“ auftrat und dass er schließlich den Namen „zum Hollen“ bekam. Er tritt 1495 erstmals auf. Ein Balthasar Holl wird 1428 erwähnt und von seiner Familie erhielt der Ort die Bezeichung „zum Hollen“.

 

Holz: 1460, 1474 im Holz. Gegründet ist der Ort vielleicht Ende des 1,, wahrscheinlicher aber zu Beginn der 2. Rodungsperiode. Der Sinn des Namens ist Siedlung im Walde. Holz ist die älteste Bezeichnung für Wald.

 

Holzleuten: Die Siedlung Holzleuten gehörte der ersten Rodungszeit an. Das Grundwort –leuten hat kaum etwas mit dem mhd. lite=Leite zu tun. Der Name hat vielmehr den Sinn „bei den Leten im Holz“=Wald. Dafür sprechen auch die ältesten urkundlichen Belege von 1386, 1397 und 1462 „zu den Holzlüten“. Es handelt sich also hier um eine Siedlung im Wald und sie mag im 9. Jahrhundert errichtet worden sein.

 

Kögel: 1316 kegel, ein Einödhof auf kegelförmiger Erhöhung.

 

Lerchegg: 1454 Lerchenegg, 1543 Unterlerchenegg. Das Grundwort –egg bezeichnet eine vorspringende Landzunge in einem Waldgebiet, das Bestimmungswort Lerchen sagt, dass der Wald damals hauptsächlich aus Lärchen bestanden hat. Lerchegg ist daher die Siedlung aus einer aus dem Lärchenwald hervorspringenden Ecke.

 

Luimoos: 1424 Lawbmuß, 1541 luimoß. Das Grundwort –moos ist ohne weiteres klar: das Bestimmungswort lui leitet sich ab entweder von laub oder laich. Der Sinn ist die Siedlung in den mit Laubbäumen oder Niederholz bewachsenen Moos.

 

Oberhof: Siehe unter Prost!

 

Otten: 1300 im Otten, 1471 zum Otten, 1532 zu den Otten, 1568 zu Otho. Der Gründer des Orten trug den Namen Odo oder Otto. Der Sinn des Namens ist bei „dem oder bei den Otten“.

 

Prost: Über den Namen wurde schon im vorhergehenden Kapitel eingehend berichtet. Es sei darauf verwiesen. Heute unterscheidet man Ober-, Mittel- und Unterprost, also den oberen, mittleren und unteren Hof zu Prost.

 

Reutte: Von mhd riuti, eine Rodungssiedlung der zweiten Rodungsperiode, 1456 in der rutin, 1465 in der rütin, bei Trollen gelegen, im 15. Jahrhundert abgegangen. Sinn: in der Reutung.

 

Rick, Rickholz: Darüber wurde im vorigen Kapitel bereits ausführlich gesprochen. Es wird auf diese Ausführung verwiesen.

 

Schloßhof: Er ist der Bauhof der ehemaligen Burg Falkensberg, stand aber schon vor deren Errichtung und trug den Namen Falkensberg. Auch nach der Zerstörung des Schlosses behielt er diesen Namen zunächst, wurde aber später in Schloßhof abgeändert.

 

Schönenwald: 1428 zum Schönenwald. Man unterschied zunächst zwischen vorderem, mittlerem und hinterem Schönenwald. Nachdem Vorderschönenwald den Namen Hollen bekommen hatte, sprach man noch vom oberen und untern Schönenwald. Der Sinn ist die untere und obere Siedlung im schönen Wald. Entstanden ist die Siedlung sicher erst in der zweiten Rodungsperiode.

 

Schwalten: Es wurde schon im vorigen Kapitel erwähnt, dass der Ort wiederholt seinen Namen geändert hat. Der Sinn des Namens ist an der Schwellung des Goldhasener Weihers.

 

Seeleuten: 1316 uf der selitun, 1547 Seeleitten. Der Sinn des Namens die Siedlung auf der Leite (=Hang) am See.

 

Stadels: 1328 zum Stadel. Hier stand wohl in alter Zeit ein Kornkasten zur Aufnahme von Zehent- und Giltgetreide. Als dann dort ein Hof errichtet wurde, erhielt er nach ihm den Namen.

 

Stckach: Eine Rodungssiedlung der zweiten Rodungszeit, auf Boden, der durch Fällen von Bäumen unter Stehenlassen der Stöcke zum Vermodern gewonnen wurde. 1454, 1465, 1472 erwähnr, vor 1500 abgegangen; es lag in der Nähe von Trollen.

 

Treffisried: Wurde schon im vorigen Kapitel besprochen; es wird darauf verwiesen.

 

Trollen: 1456, 1470 zum Trollen. Unter Troll versteht man einen Unhold, ein geisterhaftes Ungetüm, auch einen ungeschlachten Menschen. Schon im 13. Jahrhundert erscheint Troll als Beiname und bald auch als Familienname. Man muss wohl annehmen, dass dort ein Mann mit dem Namen Troll gesiedelt hat oder ein grober ungeschlachter Mensch, dem dieser Name beigelegt wurde.

 

Zu diesen alten Rückholzer Orten, die ins amtliche Ortsverzeichnis aufgenommen sind, kamen seit Ende des 19. Jahrhunderts 3 weitere dazu, die vorläufig noch nicht im amtlichen Ortsverzeichnis geführt werden, aber in Rückholz Gang und Gäbe sind. Es sind die Orte Kessa, Mittelprost und Stelle.

 

Kessa: Früher Kessach, erscheint erstmals 1474 in der Kaufurkunde unter dem Namen Kessach und im Kessacher Weiher. Im Kessach lag die große Gemeindeviehweide von Rückholz: Für den dort befindlichen Wald wurde 1560 eine eigene Holzordnung erlassen. Der Name besteht aus dem Grundwort –aha und dem Bestimmungswort kes. Was der Name sagen will, laßt sich nicht einwandfrei klären. Das GW deutet auf ein fließendes Wasser hin. Schwierigkeit macht das BW kes. Es kann aus dem mhd. kes = Eislager, Sumpfland sich herleiten oder aus Geäß = Weideland. Für beide Lösungen sind beim Rückholzer Kessa die Voraussetzungen gegeben. Die Kürzung in Kessa taucht erst im vorigen Jahrhundert auf. Im Kessa stand das Schloß Rückholz und das schon erwähnte Häuschen davor. Ende des vorigen Jahrhunderts wurde dort ein Haus errichtet und zu ihm sind seitdem einige Häuser hinzugekommen.

 

Mittelprost: Eine Einöde, die ihren Namen der Lage zwischen Ober- und Unterprost verdankt, erbaut 1898.

 

Stelle: Ein Einödshof, errichtet um die Jahrhundertwende. Unter Stelle versteht man den Platz, auf dem das Vieh gesammelt wurde. Der Flurname Stelle ist hier zum Ortsnamen geworden.

 

Rückholzer Burgen und Schlösser

Im Gebiet von Rückholz gab es 3 Burgen; das ist viel für das kleine Stückchen Land. Was aber von den einzelnen Burgen bekannt ist, ist nicht viel.

 

Eine Burg stand im Kessacher Weiher. Sie ist wohl im 15. Jahrhundert von den Herrn vom Stain erbaut worden. Am 15.09.1474 erwarb sie Abt Johannes Heß für das Kloster St. Mang mit dem weitern Besitz der Herrn vom Stain. Die Kaufsurkunde führt unter anderem an das „Schlößlein im Keßacher Weiher und das Häuslein davor“. Auch das weinige Jahre nach dem Erwerb von Rückholz geschriebene Urbar von Abt Benedikt Furtenbach berichtet, dass Abt Jahannes am 15.09.1474 „das Castell Rickholz cum domuncula hodie taberna vulgo Taferne genannt“ gekauft habe: es kann sich hier nur um das Schloss im Kessacher Weiher handeln. Eine Urkunde vom 01.11.1474 berichtet allerdings, dass Abt Johannes beim Kauf des Schlosses „Stückweiher und 1 Guts im Holz“ 340 fl schuldig geblieben sei. Dies berührt wohl etwas eigenartig, da der Preis für das Schloss im Gesamtpreis von Rückholz mit eingeschlossen war. Auffällig ist auch der Namen, den die Urkunde dem Schloss gibt. Man Könnte beinahe annehmen, dass es sich um 2 verschiedene Burgen handelt. Aber trotz alldem ist es sicher ein- und dieselbe Bug und das Häuschen vor dem Kessacher Weiher, das kleine Haus mit der Taferne und das Gut im Holz ist ein- und dasselbe. Als 1482 der Schlossweiher brach, wurde das Schloss beschädigt, das mitten im Weiher stand. Abt Furtenbach hat es wieder instandgesetzt. 1526 schuf der Abt für das Schloss eine Wasserleitung und leitete eine Quelle vom Schönewald dorthin. 1565 war das Schloss „übel zergangen und baufällig“. Es wurde ausgebessert, das Dach gerichtet, das „heimliche Gemach“ (=Abort) eingebaut, der Speicher mit Ziegel gedeckt, der Weiher ausgebessert und ein neuer Fischkalter angelegt und die Rückholzer mussten dabei Frondienste leisten. Im Schloss wohnte der Abt, wenn er nach Rückholz zur Jagd oder zum Fischen kam. Im 16. Jahrhundert wohnte in ihm der Fischmeister und Pfleger. 1580 mußten größere Reparaturen an ihm durchgeführt werden und 1652 wiederum. 1729 wird gemeldet, dass es längst zerfallen sei. Jetzt wurde es abgebrochen. Die beim Abbruch anfallenden Steine wurden mit verwendet zum Bau des Schlößle im Rückholz, das in den Jahren 1729-31 mit einem Aufwand von 2347 fl 54 kr erstellt wurde. Die Bauern leisteten hierbei Frondienste. Es war dazu bestimmt, dem nach Rückholz exponierten „Propst“ als Wohnung und Amtslokal zu dienen, sollte aber auch dem Abt und den Konventualen als Erholungsaufenthalt zur Verfügung stehen. Es ist auch heute noch der Pfarrhof von Rückholz.

 

Eine Burg entstand auch in der Herrschaft Falkensberg als Mittelpunkt und Sitz der Verwaltung dieser kleinen Herrschaft. Wann Schloss Falkensberg erbaut wurde, ist nicht bekannt. Es mag zu Beginn des 15. Jahrhunderts gewesen sein. 1512 erwarb es Kaiser Maximilian zusammen mit der Herrschaft. Von ihm kaufte es 1515 Stefan von Hohenberg. 1588 brachte es die Stadt Kempten an sich und ließ es abbrechen und durch Baumeister Mathis Heubel aus Kempten größer und schöner neu aufbauen. Bald nach dem Erwerb von Schloss und Herrschaft durch das Kloster St. Mang, wohl im 30jährigen Krieg, wurde das Schloss zerstört. Heute sind nur noch einige kümmerliche Reste von der einst so stolzen Ritterburg vorhanden.